1991 musste Joyce Dahmer erfahren, dass ihr erstgeborener Sohn Jeffrey ein Serienkiller war, der siebzehn Menschen ermordet, zerstückelt und Teile von ihnen gegessen hatte. Der Medienrummel um die grausigen Taten war enorm und bis heute gibt es immer wieder Filme und Bücher darüber. Doch wer war Joyce Dahmer? Welche Beziehung hatte sie zu ihrem Sohn und was ist danach aus ihr geworden? In diesem Beitrag sehen wir uns an, was über die Mutter des berüchtigten Serientäters bekannt ist.
Herkunft und beruflicher Werdegang
Joyce Dahmer wurde am 7. Februar 1936 als Joyce Annette Flint geboren und hatte zwei Geschwister, von denen eines ein Bruder namens Donald war. Ihre Vorfahren stammten aus Norwegen und Irland. Sie wuchs in Wisconsin auf, arbeitete eine Zeit lang als Ausbilderin für die Benutzung von Fernschreibmaschinen, machte später eine Ausbildung in psychosozialer Beratung und war nach ihrer Scheidung als Fallmanagerin in einem AIDS Zentrum tätig.
Heirat und Geburt von Jeffrey Dahmer
Am 24. August 1959 heiratete sie den Chemiestudenten Lionel Herbert Dahmer. Leider wurde es keine glückliche Ehe. Doch Joyce Dahmer wurde schon bald schwanger und gebar am 21. Mai 1960 ihr erstes Kind, Jeffrey Dahmer. Lionel Dahmer erklärte später, dass sie während der Schwangerschaft unter Krampfanfällen gelitten und dagegen Morphin und Barbiturate verschrieben bekommen habe. Joyce selbst stritt das jedoch ab. Nach der Geburt verfiel sie in postnatale Depressionen und konnte sich daher möglicherweise nicht ausreichend um Jeffrey kümmern, obwohl sie in dieser Zeit Hausfrau war. Auch später hatte Joyce Dahmer immer wieder mit psychischen Problemen zu kämpfen und war zeitweise sogar bettlägerig. Laut Jeffrey Dahmer vernachlässigten ihn beide Eltern. Sein Vater gab auch zu, sich zu sehr mit seiner Karriere beschäftigt zu haben. Andere Quellen sagen jedoch, dass sich die beiden sehr liebevoll um ihren Sohn kümmerten, auch wenn Joyce Dahmer aufgrund ihrer psychischen Probleme oft selbst viel Aufmerksamkeit einforderte.
Umzüge und zweites Kind
1962 übersiedelte die Familie nach Ames in Iowa, wo Lionel Dahmer an der Iowa State University sein Doktorat machte. Danach fand er Arbeit in einer Fabrik in Akron in Ohio. Deshalb zogen die Dahmers 1966 in den in der Nähe von Arkon gelegenen Ort Doylestown. Joyce und Lionel fiel auf, dass Jeffrey sich schwertat, in der Schule Anschuss zu finden und nur ungern hinging. Doch Joyce war zu dieser Zeit abermals schwanger. Am 18. Dezember 1966 brachte sie ihr zweites und letztes Kind, David Dahmer, zur Welt. Zwei Jahre später folgte ein dritter Umzug und die Familie ließ sich endgültig in einem Haus mit Waldgrundstück in Bath, ebenfalls in Ohio, nieder.
Weiterhin schwierige Familiensituation
Noch immer litt Joyce Dahmer an psychischen Problemen. 1970 hatte sie so schlimme Angstzustände, dass sie mehrere Wochen in einer Klinik verbringen musste. Sie nahm zunehmend höhere Dosen von Abführmitteln, Schlaftabletten und dem Beruhigungsmittel Equanil, was vermutlich zu einer Entfremdung von ihrer Familie beitrug. Zudem kam es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen ihr und Lionel, die mehrmals sogar zu Polizeieinsätzen führten. 1977 machte das Ehepaar einen letzten Versuch, seine Probleme durch Eheberatung zu lösen.
Scheidung
Doch im September desselben Jahres hatte Joyce Dahmer eine kurze Affäre mit einem anderen Mann, die zum Auslöser für die Scheidung der Ehe wurde. Anscheinend wurden die Streitigkeiten so heftig, dass ein gerichtliches Kontaktverbot über Lionel verhängt werden und er in ein Motel ziehen musste. Es folgte ein monatelanger Sorgerechtsstreit um den jüngeren Sohn David, den Joyce gewann. Jeffrey Dahmer war zu diesem Zeitpunkt bereits volljährig. Kurz nach Jeffreys Schulabschluss im Juni 1978 zog Joyce mit David zurück nach Wisconsin, ohne Lionel davon zu informieren. Die beiden kamen bei Joyces Verwandten in Chippewa Falls unter. Jeffrey blieb in Bath und hatte nur noch selten Kontakt mit seiner Mutter. Es gab lediglich gelegentliche Telefonate und seltene kurze Besuche. Einige Zeit lang sah es so aus, als ob das Weihnachtsfest 1983 Joyces letztes persönliches Treffen mit ihrem Erstgeborenen gewesen sein sollte.
Jeffreys Verhaftung
Doch im Juli 1991 wurde Jeffrey verhaftet, nachdem er den 23-jährigen Tracy Edwards in seine Wohnung gelockt, ihm Handschellen angelegt und ihn mit einem Messer bedroht hatte. Edwards war trotz der Fesselung entkommen und hatte die Polizei verständigt. Bei der Suche nach dem Schlüssel für die Handschellen hatte ein Polizist Fotos von Leichen unter Jeffreys Bett entdeckt. Bald darauf wurden auch Leichenteile gefunden und Jeffrey gestand, dass er insgesamt siebzehn junge Männer und Teenager getötet, sexuelle Handlungen an den Leichen vorgenommen und sie dann zerstückelt hatte. Teile der Toten hatte er sogar gegessen. Die Festnahme des Serienmörders und sein Prozess erregten großes Aufsehen, da bis zu diesem Zeitpunkt weder die Öffentlichkeit noch die Polizei einen Zusammenhang zwischen den Taten vermutet hatten. Jeffrey, der inzwischen in Milwaukee lebte und den Großteil der Morde dort begangen hatte, wurde von den Medien als Beast of Milwaukee (Bestie von Milwaukee) und Cannibal of Milwaukee (Kannibale von Milwaukee) bezeichnet und auch seine Familie war großem Medieninteresse ausgesetzt.
Joyce Dahmers Reaktion
Trotz seiner grauenhaften Taten stand Joyce, die wieder zu ihrem Mädchennamen Joyce Flint zurückkehrte, zu ihrem Sohn und erklärte, dass sie ihn weiterhin liebte. Sie nahm den Kontakt zu ihm wieder auf und besuchte ihn bis zu seinem Tod am 28. November 1994 regelmäßig im Gefängnis, wo er eine lebenslange Haftstrafe verbüßte. Wiederholt trat sie in Fernsehshows auf und gab Interviews, in denen sie versuchte, die Taten ihres Sohns zu erklären und mehr Verständnis für Menschen mit psychischen Problemen zu wecken. Jeffreys grauenhafte Verbrechen, die mit ihnen verbundenen Schuldgefühle und die Reaktionen der Öffentlichkeit und Medien stellten aber auch eine große Belastung für die ohnehin schon psychisch schwer belastete Frau dar. Einige Monate vor dem Tod ihres Sohnes machte sie einen Selbstmordversuch, der jedoch scheiterte.
Nach Jeffreys Tod
Joyce Flint hätte das Jeffreys Gehirn gerne der Wissenschaft zur Verfügung gestellt. Sie hoffte, dass sich aus seiner Untersuchung neue Erkenntnisse über Geisteskrankheiten gewinnen ließen, die möglicherweise auch bei der Vorbeugung gegen weitere Serienmorde helfen hätten können. Doch letztlich setzte sich Lionel Dahmer vor Gericht dagegen durch, der den ganzen Körper seines Sohnes einäschern lassen wollte, wie es Jeffreys Wunsch gewesen war. Joyce zog nach Kalifornien und verbrachte die letzten Jahre ihres Lebens in Fresno, wo sie am 27. November 2000 an Brustkrebs starb.