Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark (2. Februar 1882 in Athen; †3. Dezember 1944 in Monte Carlo, Monaco) war ein Mitglied des griechischen Königshauses und Offizier der griechischen Armee. Er war der vierte Sohn von König Georg I. von Griechenland und der russischen Großfürstin Olga Konstantinowna Romanowa. Prinz Andreas war der Vater von Prinz Philip, dem späteren Ehemann der britischen Königin Elizabeth II. Sein Leben war geprägt von Militärdienst, politischen Umwälzungen und den Turbulenzen der griechischen Geschichte zu Beginn des 20.
Frühes Leben und Familie
Prinz Andreas wurde am 2. Februar 1882 als Sohn des dänischstämmigen Königs Georg I. von Griechenland und seiner Gemahlin, Königin Olga, geboren. Sein Vater Georg I. stammte aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, einem Zweig des dänischen Königshauses, und wurde 1863 zum König von Griechenland gewählt. Andreas hatte vier ältere Brüder – darunter der spätere König Konstantin I. von Griechenland – und drei jüngere Schwestern.
Die Familie lebte hauptsächlich in Athen, aber die Verbindungen zum dänischen und russischen Königshaus sicherten den Kindern viele internationale Kontakte und eine breite europäische Bildung. Andreas wuchs in einer kosmopolitischen Umgebung auf und sprach mehrere Sprachen, darunter Griechisch, Englisch, Deutsch und Französisch.
Militärische Karriere
Im Alter von 19 Jahren trat Andreas in die griechische Armee ein und begann eine militärische Laufbahn. Er absolvierte die Militärakademie in Athen und diente im Offizierskorps der griechischen Armee. Andreas entwickelte sich zu einem fähigen Offizier und nahm an mehreren wichtigen Feldzügen teil, insbesondere während der Balkankriege (1912-1913), in denen Griechenland erfolgreich Gebiete in Mazedonien und Thessaloniki eroberte.
Seine militärische Laufbahn war jedoch eng mit den politischen Unruhen in Griechenland verbunden, insbesondere während des Ersten Weltkriegs und des anschließenden griechischen Feldzugs in Kleinasien (1919-1922). Andreas war ein überzeugter Monarchist und unterstützte die pro-deutsche Haltung seines Bruders König Konstantin I., was ihn in Konflikt mit den republikanisch gesinnten Kräften in Griechenland brachte.
Heirat und Kinder
Am 6. Oktober 1903 heiratete Prinz Andreas die deutschstämmige Prinzessin Alice von Battenberg, eine Urenkelin der britischen Königin Victoria. Die Hochzeit fand im Darmstädter Schloss statt, aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor:
- Margarita (*1905–1981)
- Theodora (*1906–1969)
- Cecilie (*1911–1937)
- Sophie (*1914–2001)
- Philip (*1921–2021)
Das bekannteste ihrer Kinder war Prinz Philip, der 1947 Prinzessin Elizabeth, die spätere Königin Elizabeth II. von Großbritannien, heiratete. Durch diese Verbindung ist Prinz Philip der Großvater von König Charles III. von Großbritannien.
Politische Turbulenzen und Exil
Griechenland erlebte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine Reihe von politischen Umwälzungen, die das Leben von Prinz Andreas und seiner Familie stark beeinflussten. Während des Ersten Weltkriegs geriet das Land in einen tiefen Konflikt zwischen Monarchisten und Republikanern, der 1917 zur Abdankung von König Konstantin I. führte. Die königliche Familie, darunter auch Andreas, wurde ins Exil geschickt.
Prinz Andreas kehrte 1920 nach der Wiedereinsetzung seines Bruders Konstantin I. nach Griechenland zurück und nahm seine militärischen Aufgaben wieder auf. Nach dem katastrophalen Ausgang des griechischen Kleinasienfeldzuges gegen das Osmanische Reich (1919-1922) wurde die Monarchie jedoch erneut gestürzt. Andreas, der zu dieser Zeit ein hohes militärisches Kommando innehatte, wurde als einer der Schuldigen an der militärischen Niederlage angesehen.
Prinz Andreas wurde 1922 wegen Befehlsverweigerung vor ein Militärgericht gestellt und zum Tode verurteilt. Nach internationalen Interventionen, insbesondere durch das britische Königshaus, wurde das Urteil jedoch aufgehoben und Andreas durfte Griechenland verlassen. Die Familie ging erneut ins Exil, diesmal nach Frankreich.
Leben im Exil
Nach seiner Verurteilung und Verbannung führte Prinz Andreas ein nomadisches Leben in Europa. Die Familie ließ sich zunächst in Paris nieder, wo sie unter schwierigen finanziellen Verhältnissen lebte. Seine Frau Alice engagierte sich zunehmend in karitativen und religiösen Aktivitäten und zog sich später in ein Leben als Nonne zurück.
Andreas hingegen führte ein eher zurückgezogenes Leben, das von finanziellen Schwierigkeiten und persönlichen Krisen geprägt war. Die politischen Unruhen in Griechenland und die Unsicherheit seiner eigenen Position belasteten ihn schwer. Schließlich ließ er sich in Monte Carlo nieder, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.
Tod
Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark starb am 3. Dezember 1944 im Alter von 62 Jahren in Monte Carlo. Er wurde zunächst auf dem Friedhof Bois-de-Vaux in Lausanne in der Schweiz beigesetzt. Später wurden seine sterblichen Überreste in das königliche Mausoleum von Tatoi in Griechenland überführt, wo viele Mitglieder der griechischen Königsfamilie ruhen.
Obwohl er einen Großteil seines Lebens im Exil verbrachte und von den politischen Wirren seiner Zeit stark betroffen war, bleibt Prinz Andreas eine wichtige historische Figur, nicht nur als Vater von Prinz Philip, sondern auch als Mitglied des griechischen und des dänischen Königshauses. Seine Nachkommen, insbesondere Prinz Philip und seine Enkelkinder, haben wichtige Rollen im europäischen Adel übernommen und sichern somit das Vermächtnis von Andreas in der Geschichte des europäischen Hochadels.
Beziehung zu seinem Sohn Prinz Philip
Das Verhältnis von Prinz Andreas zu seinem jüngsten Sohn Prinz Philip war aufgrund der Lebensumstände eher distanziert. Als Philip noch ein Kind war, wurde Andreas nach der militärischen Niederlage Griechenlands ins Exil gezwungen. Seine Frau Alice und die Kinder zogen ebenfalls in verschiedene europäische Länder, und Philip wuchs schließlich getrennt von seinem Vater hauptsächlich in Großbritannien unter der Obhut von Verwandten mütterlicherseits auf.
Obwohl Philip und Andreas im Laufe der Jahre nur sporadischen Kontakt hatten, hinterließ Andreas einen bleibenden Eindruck bei seinem Sohn. Philip sprach später in Interviews voller Hochachtung von seinem Vater, trotz der langen Phasen der Trennung in seiner Kindheit. Die turbulenten Ereignisse in Griechenland und das Leben im Exil prägten Philips Weltbild und beeinflussten seine späteren Entscheidungen als Prinzgemahl von Queen Elizabeth II.
Die Rolle seiner Frau, Prinzessin Alice
Prinzessin Alice von Battenberg spielte eine entscheidende Rolle im Leben von Prinz Andreas, vor allem in den schwierigen Jahren des Exils. Sie war eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die nach der Trennung von Andreas im Exil zunehmend ihren eigenen Weg suchte. Alice engagierte sich schließlich in religiösen und karitativen Aktivitäten und gründete einen Orden von Nonnen. Während des Zweiten Weltkriegs war sie in Athen aktiv, wo sie Juden vor den Nazis versteckte und dafür später als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt wurde.
Andreas und Alice lebten in ihren letzten Lebensjahren getrennt, aber Alice war bis zu seinem Tod immer in seinem Herzen. Ihre Beziehung war von den politischen und sozialen Umwälzungen ihrer Zeit geprägt, aber Alice behielt immer eine tiefe Zuneigung zu Andreas, auch wenn sie sich auf ihren eigenen spirituellen Weg konzentrierte.
Fazit
Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark war eine bemerkenswerte Figur in der europäischen Geschichte, insbesondere als Mitglied einer königlichen Familie, die stark von den politischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts betroffen war. Trotz seiner militärischen Misserfolge und des turbulenten politischen Umfelds, in dem er lebte, bleibt Andreas vor allem durch seine Nachkommen und deren Rolle in der europäischen Aristokratie in Erinnerung. Sein Sohn, Prinz Philip, spielte eine Schlüsselrolle in der modernen britischen Monarchie, und seine Enkel gehören zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Welt.
Sein Leben spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen viele europäische Monarchien im 20. Jahrhundert konfrontiert waren – von politischer Instabilität und Kriegen bis hin zu Exil und persönlichen Krisen. Sein Vermächtnis lebt in seiner Familie und ihrer Rolle im europäischen Adel weiter.