Die Heilstätten in Beelitz gelten als einer der unheimlichsten Orte Deutschlands. In einschlägigen Internetforen hört man immer wieder, dass dort Geister ihr Unwesen treiben und einst satanische Messen auf dem verfallenen Gelände durchgeführt wurden. Die Bezeichnung Beelitz-Heilstätten Morde scheint diesen Gerüchten eine gute Grundlage zu geben. Doch bei genauerer Betrachtung der Geschichte kommen einem Zweifel. Was ist also in Beelitz-Heilstätten geschehen und wie wahrscheinlich ist es, dass es dort tatsächlich spukt? In diesem Beitrag gehen wir diesen Fragen nach.
Lungenheilanstalt
Genaugenommen ist Beelitz-Heilstätten ein Ortsteil der Stadt Beelitz in Brandenburg südlich von Berlin. Hier errichtete die Landesversicherungsanstalt Berlin von 1898 bis 1930 auf einem 200 Hektar großen Areal eine Lungenheilanstalt für Arbeiter. Die Heilstätten umfassten einen Komplex aus 60 Gebäuden, in dem Tuberkulosekranke und Menschen mit nicht ansteckenden Lungenerkrankungen behandelt wurden. Damals sahen die Anlagen alles andere als unheimlich aus und genossen als modernes Vorzeigeprojekt einen ausgezeichneten Ruf. Aufgrund der allgemein großen Angst vor der noch unheilbaren und weit verbreiteten Tuberkulose bestand aber vermutlich dennoch auch Furcht. Zweifellos sind viele Lungenkranke dort an ihren Krankheiten verstorben. Von Morden, Misshandlungen oder gar schwarzen Messen ist aus dieser Zeit jedoch nichts bekannt, weshalb man hoffen kann dass die Seelen dieser Verstorbenen in Frieden ruhen.
Lazarett
In den beiden Weltkriegen dienten die Heilstätten als Lazarett und Sanatorium, in dem verwundete und erkrankte Soldaten behandelt wurden. Hier wird es zum ersten Mal tatsächlich ein wenig unheimlich, denn einer der Patienten im Ersten Weltkrieg war Adolf Hitler. Er war vom 9. 10. bis zum 4. 12. 1916 dort. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass er in dieser Zeit irgendwelche Gräueltaten beging. Todesfälle hat es im Lazarett aber mit Sicherheit gegeben und so mancher Patient wird von seinen Kriegserlebnissen traumatisiert gewesen sein. Über Morde ist jedoch nichts bekannt.
Russisches Militärhospital
1945 wurden die Beelitz-Heilstätten während der Schlacht um Berlin evakuiert und nach Kriegsende von den Russen übernommen. Sie reparierten die stark beschädigten Anlagen und betrieben sie bis 1994 als das größte Militärhospital ihrer Armee außerhalb Russlands. Auch in dieser Zeit genossen die Heilstätten einen guten Ruf. Zu den dort behandelten Patienten zählte unter anderen Erich Honecker, der von Dezember 1990 bis März 1991 gegen Leberkrebs behandelt wurde. In Onlineforen wird immer wieder behauptet, dass während dieser Phase unethische medizinische Versuche an Menschen in den Beelitz-Heilstätten durchgeführt wurden. Für diese Gerüchte gibt es jedoch keine Beweise. Todesfälle hat es aber wie in jedem Krankenhaus mit Sicherheit gegeben. Mordfälle im Militärkrankenhaus oder der ebenfalls auf dem Areal befindlichen zivilen Lungenheilanstalt sind auch aus dieser Zeit keine bekannt.
Der Rosa Riese
Dennoch ereigneten sich die ersten beiden Beelitz-Heilstätten Morde im Jahr 1991. Am 22. März wurden eine 44-jährige Mutter und ihr erst drei Monate altes Baby von einem aus der Boulevardpresse als Rosa Riese bekannten Serienkiller getötet. Aufgrund des Fundortes begannen sensationelle Artikel ihn auch als Beelitz-Mörder und Bestie von Beelitz zu bezeichnen, was wohl zur geistigen Verknüpfung der Mordserie mit den Beelitz-Heilstätten führte. Täterin war die Transfrau Beate Schmidt, die damals noch unter ihrer männlichen Identität als Wolfgang Schmidt lebte. Sie beging in der Zeit von 1989 bis zu ihrer Verhaftung im August 1991 sieben sexuell motivierte Angriffe auf Frauen, bei denen insgesamt sechs Menschen ums Leben kamen. Drei weitere Opfer überlebten schwer verletzt. Beate Schmidt wurde 1992 zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren verurteilt und danach im Maßregelvollzug untergebracht. Sie wird bis heute auch von sich selbst als gefährlich beurteilt. Als mögliche Ursache ihrer Taten gilt ihre schwierige Kindheit, in der sie körperlichem und emotionalem Missbrauch ausgesetzt war. Alle ihre Verbrechen ereigneten sich in der näheren Umgebung von Potsdam, aber nur dieses eine in Beelitz. Ein Zusammenhang mit den Heilstätten bestand nicht und den Ortsteil Beelitz-Heilstätten gab es zu diesem Zeitpunkt offiziell noch gar nicht. Er wurde erst 2024 von der Stadtverwaltung beschlossen.
Nach der Widervereinigung
1994 verließ die russische Armee die Beelitz-Heilstätten und die Anlagen wurden nichtmehr genutzt. Nur wenige Gebäude wurden saniert und fanden neuerliche Nutzung als Rehabilitationskliniken und ein Parkinson Fachkrankenhaus. Zudem wurden in der Nähe des Bahnhofs Beelitz-Heilstätten einige Einfamilienhäuser gebaut. Die restlichen Anlagen verfielen und nahmen ein sehr unheimliches Aussehen an. 2001 wurde die Eigentümergesellschaft der Heilstätten insolvent und stellte selbst die grundlegenden Erhaltungsmaßnahmen für die denkmalgeschützten Gebäude ein. Auch nach dem Verkauf an neue Eigentümer 2008 schritt der Verfall weiter fort, sodass das Betreten des Geländes immer gefährlicher und schließlich verboten wurde. 2015 kam es abermals zum Verkauf. Seitdem wird das Gelände nach und nach saniert und neuen Verwendungen zugeführt. Die noch immer verfallenen Bereiche üben jedoch einen starken Reiz auf Neugierige und Geisterforscher aus.
Ein weiterer Mord
2008 kam es zu einem weiteren Mordfall in Beelitz-Heilstätten. Am 8. Juli lud der 39-jährige Hobbyfotograf Michael F. ein weibliches Hobbymodel in seine Ferienwohnung in der Nähe der verfallenen Heilstätten ein. Dort soll er die Frau mit einer Bratpfanne betäubt und erwürgt haben, bevor er sexuelle Handlungen an der Leiche vornahm. Er selbst stritt die Tötungsabsicht jedoch ab und erklärte, die Frau versehentlich im Rahmen eins einvernehmlichen Sado-Maso-Spieles erwürgt zu haben. Im Rahmen der Ermittlungen und Gerichtsverhandlung konnte der genaue Tathergang nicht mit Sicherheit geklärt werden. Das Gericht kam jedoch zu dem Schluss, dass Michael F., der Fotos und Videos von gefesselten und toten Frauen sammelte, eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellte. Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren und anschließender Unterbringung im Maßregelvollzug verurteilt.
Weitere Todesfälle
Häufig missachten Neugierige das Betretungsverbot, um die verfallenen Gebäude der Beelitz-Heilstätten zu erforschen oder nach Beweisen für die um sie kreisenden Spukgeschichten zu suchen. Dabei kommt es immer wieder zu Unfällen, von denen einige tödlich endeten. 2011 soll zudem ein auf dem Gelände lebender Obdachloser dort Selbstmord begangen haben.
Spukt es also wirklich in den Beelitz-Heilstätten?
In der Geschichte der Beelitz-Heilstätten sind zweifellos viele Menschen auf dem Areal und in seiner Umgebung gestorben. Wenn man an Geister glaubt, kann man daher gut den einen oder anderen dort vermuten. Doch bisher gibt es keine wissenschaftlichen Beweise, dass Geister überhaupt oder in den Heilstätten existieren. Die vielen um sie kreisenden Geistergeschichten lassen sich gut durch die unheimliche Atmosphäre der Ruinen, ihre bewegte Geschichte und die hohe Bekanntheit der drei tragischen Morde erklären, die sich in ihrer Umgebung ereignet haben.