Willy Millowitsch gilt als der bekannteste deutsche Volksschauspieler. In über 125 Filmen brachte er das Publikum zum Lachen. Doch wer war er eigentlich und was hat ihn zur Schauspielerei gebracht? In diesem Beitrag befassen wir uns mit seinem Leben und seiner Familientradition.
Herkunft
Willy Millowitsch wurde am 8. Januar 1909 in Köln geboren, in demselben Jahr in dem sein Großvater Wilhelm Josef Millowitsch starb. Er war das zweite Kind von Käthe und Peter Wilhelm Millowitsch nach der 1905 geborenen Lucy. Seine Mutter hieß mit Mädchennamen Käthe Plank, war 1881 in Wien zur Welt gekommen und arbeitete als Tänzerin. Der Vater und die Tante Cordy Millowitsch waren beide bekannte Schauspieler und die Großmutter Emma Millowitsch leitete nach dem Tod ihres Ehemannes sein Theater weiter. So hatte der kleine Willy von Anfang an einen engen Bezug zur Schauspielkunst und ausgezeichnete Vorbilder. Schon mit dreizehn Jahren entschied er sich auch selbst Schauspieler zu werden, brach kurzerhand die Schule ohne Abschluss ab und widmete sich ganz dem Familientheater.
Familientradition Theater
Die Geschichte der Familie Millowitsch und ihre Verbindung mit dem Theater reichte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Damals unterhielt Urahn Michael Millowitsch sein Publikum mit Stockpuppen, lebte allerdings nicht vom Erlös der Aufführungen, sondern vom Verkauf von Gerbereiabfällen. Sein Sohn Franz Andreas Millowitsch führte beide Traditionen fort und der Enkel Johann Caspar Millowitsch wechselte endgültig ins Unterhaltungsfach. Er wurde Sänger im Kölner Stadttheater und zog nebenher mit dem von seinem Vater ererbten hölzernen Puppentheater von Ort zu Ort. Sein Sohn, Willy Millowitschs Großvater, ging dazu über mehr und mehr Stücke mit echten Schauspielern aufzuführen. In Willys Kindheit leitete zunächst seine Großmutter Emma Millowitsch das Theater Millowitsch. Doch 1920, als Willy elf Jahre alt war, übernahm sein Vater die Leitung und es begann sich abzuzeichnen, dass Willy dereinst die Familientradition weiterführen würde.
Ausbildung
Dennoch erhielt Willy Millowitsch nie eine offizielle Schauspielausbildung. Stattdessen wurde er von seinen Verwandten als Mädchen für alles im Theater eingesetzt und bekam schon früh Kinderrollen zugeteilt. Zu Anfang waren sie sehr klein und wurden nur allmählich größer. Das gab Willy Millowitsch die Möglichkeit langsam und ohne allzu großen Druck in seinen Beruf hineinzuwachsen. Dabei half auch, dass damals Willys Vater Peter regional ein großer Star war und das Publikum neben ihm nur wenig Interesse an den anderen Darstellern zeigte. Als Willy einmal aufgrund einer Erkrankung seines Vaters kurzfristig in der Hauptrolle einspringen musste, wurde er vom enttäuschten Publikum jedoch ausgebuht.
Zweiter Weltkrieg
Erst im zweiten Weltkrieg ergab sich unerwartet die Gelegenheit für Willy Millowitsch, sich unabhängig von seinem Vater einen Namen zu machen. Die Organisation „Kraft durch Freude“ schickte ihn mit einer kleinen Schauspielertruppe auf Tournee, um die Truppen an der Front zu unterhalten und so ihre Kampfmoral aufrecht zu erhalten. So wurde Willy als erstes Mitglied seiner Familie auch außerhalb von Köln bekannt und legte den Grundstein für seinen deutschlandweiten Ruhm. 1940 verstarb sein Vater und Willy und seine Schwester Lucy mussten die Leitung des Theaters Millowitsch übernehmen, das seit 1936 einen festen Standort in der Aacher Straße 5 hatte. So fiel Willy auch nach dem Kriegsende nicht in den Schatten seines Vaters zurück.
Wiederaufbau
Zum Glück wurde das Theater im Krieg nur wenig beschädigt und Konrad Adenauer, der damalige Bürgermeister von Köln, unterstützte seinen raschen Wiederaufbau, um wieder Unterhaltungsmöglichkeiten zu schaffen, die der Bevölkerung Ablenkung vom traurigen Alltag boten. Willy Millowitsch wurde zum großen Star des Volkstheaters und auch sein Privatleben entwickelte sich bestens. Am 28. September 1946 heiratete er Gerda Feldhoff, die ihm bereits ein Jahr später am 12. August 1947 eine Tochter, Katharina Millowitsch, schenkte. Am 1. Februar 1949 folgte ein Sohn, Peter Millowitsch, und am 16. Mai 1953 und 23. November 1955 zwei weitere Töchter, Susanne und Mariele.
Film und Fernsehen
Nach der Währungsreform 1949 ging das Interesse am Theater zurück und es sah so aus, als ob schwierigere Zeiten auf die Familie zukommen würden. Doch dann bekam Willy Millowitsch seine erste Filmrolle im Kinofilm „Gesucht wird Majora“, der ab September 1949 in ganz Deutschland zu sehen war. Rasch folgten weitere Filmangebote, die ihm ein zweites finanzielles Standbein gaben. Von nun an bis zum Ende seiner Filmkarriere 1996 sollte er für über 125 Produktionen vor der Kamera stehen. Schon bald hielten die Fernsehkameras auch im Theater Millowitsch Einzug. Am 19. Oktober 1953 wurde erstmals ein Stück live im Fernsehen übertragen. So wurde auch das Theater selbst in ganz Deutschland berühmt und Besucher der Stadt kamen, um den Fernsehstar Willy Millowitsch auch auf der Bühne erleben zu können.
Schlagersänger
Willy Millowitsch war aber auch ein begabter Sänger. Neben Liedern, die er im Rahmen seiner Film- und Bühnenrollen sang, nahm er auch Schlager auf. 1960 erhielt er einen Schallplattenvertrag bei Ariola und landete schon am 4. Jänner seinen ersten Hit mit „Heut‘ sind wir blau“. Seine erfolgreichste Single sollte jedoch das im November desselben Jahres veröffentlichte Lied „Schnaps, das war sein letztes Wort“ werden. Wie im Theater setzte Willy Millowitsch auch in der Musik auf fröhliche Unterhaltung und nahm vor allem Karnevalslieder auf.
Auszeichnungen und Tod
In seiner langen Karriere gewann Willy Millowitsch zahlreiche Auszeichnungen. Unter anderen wurden ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln, der Telestar des WDR und das Große Bundesverdienstkreuz sowie der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfahlen verliehen. Am 8. Jänner 1999 konnte er seinen neunzigsten Geburtstag ein letztes Mal mit einer großen Veranstaltung vor 18.000 Fans feiern. Doch noch im selben Jahr starb er am 20. September an Herzversagen und wurde fünf Tage später im Familiengrab auf dem Melaten-Friedhof in Köln beigesetzt. Als letzte besondere Ehrung des großen Künstlers hielt der Weihbischof Friedhelm Hofmann seine Totenmesse im Kölner Dom.
Was wurde nach Willy Millowitschs Tod aus seiner Familie?
Willy Millowitschs Frau, Gerda Millowitsch, überlebte ihn und starb fünf Jahre später im Alter von 81 Jahren. Alle seine Kinder sind noch am Leben und haben mit Ausnahme der zweitjüngsten Tochter Susanne die traditionelle Theaterleidenschaft der Millowitschs geerbt. Sowohl Mariele als auch Peter sind erfolgreiche Schauspieler. Peter besuchte im Gegensatz zu seinem Vater sogar eine Schauspielschule und schreibt, wie einst sein Großvater, den Großteil der Stücke für das Volkstheater Millowitsch selbst.